Letzte Nacht gab es schlimme Gewitter, Starkregen und Muhrenabgänge in der Oststeiermark, das konnte man selbst von hier aus noch mitverfolgen, weil man in Richtung Steiermark ein langes Wetterleuchten gesehen hat. Deshalb sind wir heute kurz entschlossen nicht nach Bled gefahren, weil…
… nun ja, weil das Wetter nun auch hier zusammenbrechen wird und heute, der vermutlich letzte einigermaßen trockene und warme Tag ist und es uns widersinnig erschien, ausgerechnet diesen letzten schönen Tag für eine Transferetappe in ein Tourismusgebiet zu verschwenden. Deshalb also gestern Abend noch die Entscheidung, heute doch noch hier in der Region zu bleiben.
Wir machen uns um 9:30 Uhr auf den Weg zunächst wieder runter an die Drau, dann Luftlinie ungefähr in Richtung Slovenj Gardec, was auf Deutsch Windischgraz heißt und eine kleine Stadt in einem Gebiet ist, das sowohl zur slowenischen Steiermark als auch zu slowenisch Kärnten gehört, zumindest historisch gehörte die Ortschaft schon zu beiden Regionen. Es ist warm, der Wind wird tagsüber immer stärker, selten ist es richtig sonnig, meistens fahren wir unter einer grauen, hohen Wolkendecke.
Über Stock und Stein arbeiten wir uns in Richtung Westen bis in das Gebiet des Uršlja gora, den östlichsten Gipfel der Karawanken, auf den man bis knapp 1500 m hinauf fahren kann. Eine staubige und rutschige Angelegenheit mit überraschend viel Gegenverkehr. Naja, heute ist Sonntag und offenbar ein beliebter slowenischer Wandertag. Zum Schluss geht es durch einen kleinen Canyon bis hinunter in die Ortschaft Žerjav, in der es eine Bergbausiedlung und ein relativ großes Steinwerk gibt.
Der nächste Schlenker in die Büsche gelingt uns nicht mehr, die Teermaschinen waren schneller, die Straßen sind asphaltiert.
Trotzdem schön. Wir machen einen langen Bogen über Süd und unterhalb von Windischgraz steigen wir nochmal in eine Route ein, die wir am Freitag schon gefahren sind.
Heute geht’s gleich noch viel besser. Und das, obwohl ich heute wirklich lange brauche, um eine Einheit mit dem Motorrad zu werden. Bin die meiste Zeit mehr Ladegut als Fahrer, aber solche Tage gibt’s. Zum Schluss wird es besser und es ist doch noch eine runde Sache.
Am Campingplatz steht ganz in der Mitte ein Wohnmobil aus Frankreich. Ich lade die Herrschaften mit Hund ein, sich gleich in mein Vorzelt zu setzen – schamloses und distanzloses Pack.
Zum Abendessen gehen wir später in den Ort, da gibt es zwei Restaurants, eines hat Schnitzel, Pizza und Bier und eines Bier, Schnitzel und Reis. Bin gespannt. Dort werden wir uns dann noch ausgiebig beratschlagen, wie wir weitermachen. Das Wetter wird schlecht, es wird auch deutlich kälter und ob das viel Spaß macht? Selbst in den Süden kann man nicht weiter fliehen, das Tief hängt zu fest. Vielleicht wird es ja auch ein etwas kürzerer Trip nach Slowenien?
In jedem Fall komme ich hier wieder her, mir gefällt es hier gut und wenn man die Anreise doch über die Autobahn macht, sollte es sich in erträglicher Zeit für ein verlängertes Wochenende gehen. Es ist zwar nicht Norwegen oder Schweden, aber immerhin fängt es auch mit S an, es gibt viele Wälder, die Leute sind nett und ich verstehe die Sprache überhaupt nicht, was mich sehr entspannt, weil ich gar nicht erst versuchen muss, zuzuhören. Freundlich lächeln, neue Dinge auf Englisch sagen und gut ist es. Das versuche ich nachher auch beim Essen.
Nachtrag: Das Wetter wurde deutlich schlechter, heftiger Regen ist angesagt, die Wege werden matschig und das passt nicht zu meiner Urlaubsidee. Ich fahre heim. In Slowenien hat’s Regen, in Österreich scheint die Sonne, ich freue mich, tanke, lass bei einer Kaffeepause meinen Helm vom Spiegel auf den Boden krachen, er verformt sich, das Visier schließt nicht mehr und die restlichen Stunden heimwärts regnet es entweder in meinen Helm oder ich schlängle mich durch den Stau heimwärts.
Nur ein kurzes Fazit: Nord-ost Slowenien ist definitiv ein gutes Ziel für On- und Offroad-Touren, den Triglav habe ich immer noch nichts gesehen und die Grenzgebiete nach Kroatien und Italien könnten auch noch interessant sein. Also: für ein paar lange Wochenenden ist das definitiv noch (ein paar) mal ein Ziel.
Das Motorrad hat mir diesmal sehr viel Spaß gemacht. Es konnte immer mehr als ich und hat sehr gut zum Tourprofil gepasst. Aber leichter wäre natürlich trotzdem besser…
Das neue Gepäck von Mosko Moto hat sich total bewährt. Es ist viel leichter, zwingt mich zum Gepäcksparen und das Befestigen mit Bändchen und Riemchen macht mir sogar Spaß. Außerdem fahre ich nicht immer das große Gerüst am Heck spazieren. Für mich ein Volltreffer!
Und als Vorausschau: Nächstes Jahr will ich mal wieder eine längere und weitere Motorradreise machen. Ja, der Norden wäre schon toll, weil er immer toll ist. Alternativ schaue ich aber auch in andere Regionen. Z.B. in den Norden Afrikas. Tunesien oder Marokko würden mich sehr interessieren. Mal in der Wüste fahren? Aber vermutlich nicht mit der dicken GS. Was mich wieder zu meinem Lieblingsthema bringt: Welche Motorräder gibt es denn noch so… 😉